Wassily Kandinsky
Als Maler und Theoretiker trug Wassily Kandinsky wesentlich dazu bei, den Gegenstand im herkömmlichen Sinne zu verabschieden. Er ist einer der Bahnbrecher der Kunst des vergangenen Jahrhunderts.
Kandinsky (1866-1944) wuchs in wirtschaftlich gesicherten Verhältnissen und in einer für das zaristische Russland des 19. Jahrhunderts vergleichsweise liberalen politischen Atmosphäre auf. Mit dem Zeichnen und Malen beschäftigte sich Kandinsky früh. Die Experimente mit Wasser- und Ölfarben waren freilich nicht unmittelbarer Auftakt einer Künstlerkarriere. Vielmehr nahm Kandinsky als 19-jähriger das Studium der Nationalökonomie und des Rechts auf. Trotz eines vielversprechenden Angebots einer Dozentur entschloss er, der zu dieser Zeit in einer auf Kunstreproduktionen spezialisierten Moskauer Druckerei tätig war, sich gegen eine wissenschaftliche Laufbahn.
Er übersiedelte 1896 nach München, um dort eine neue Existenz als Maler zu gründen. 1901 gründete Kandinsky die Ausstellungs- und Künstlervereinigung Phalanx, die sich durch Ausstellungen impressionistischer, neoimpressionistischer und der Jugendstil-Malerei verdient machte. Angegliedert an diese Gruppe war auch eine Schule für Malerei. Dort lernt Kandinsky Gabriele Münter kennen, seine Elevin und spätere Lebensgefährtin. Doch schon bald schwand die Akzeptanz der Künstlervereinigung im konservativen München. Es folgten Jahre der Unrast: Gemeinsam mit Münter reiste Kandinsky durch Europa und Nordafrika, bis 1909 Gabriele Münter ein Haus in Murnau am Staffelsee erwarb. Dort pflegten Kandinsky und Münter Freundschaften mit anderen KünstlerInnen, u. a. Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin. Innerhalb der 1909 gegründeten Neuen Künstlervereinigung München weitete sich ihr Blick und intensivierte sich der Wunsch nach neuen Formen der Bildsprache. Eine Entwicklung, die Kandinsky in seiner kunsthistorischen Schrift „Über das Geistige in der Kunst" (1911) sowie in dem gemeinsam mit Franz Marc herausgegebenen Almanach „Der Blaue Reiter" (1912) festgehalten wurde.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutete für Kandinsky eine scharfe Zäsur. Er verließ Deutschland und kehrte in seine Heimat zurück. Dort lernte er Nina von Andreewsky kennen und heiratete sie im darauffolgenden Jahr. Gemeinsam mit ihr zog er 1922 nach Weimar, später nach Dessau, um dort am Bauhaus zu lehren. 1933 musste der Künstler Deutschland erneut verlassen und verbrachte sein weiteres Leben in Neuilly-sur-Seine bei Paris, wo er 1944 verstarb.